Pango 2007

Bau einer Gesundheitsstation, Ausbildung von Gesundheitshelfern, Informations- und Gesundheitskampagnen, Bau von Kochherden und Latrinen, Anlage von Gemüsegärten und Kleintierzucht. Projektträger: Cooperación y Desarrollo; Laufzeit: Juni 2007 bis Ende 2008; Volumen: bis zu 167.000 EUR.

Ausgangslage vor Beginn des Projekts

Geografische Lage

Das Projekt wird in Pango Centro und den umliegenden 10 kleinen Gemeinden in der Provinz Otuzco durchgeführt. Pango liegt im Norden der peruanischen Anden auf einer Höhe zwischen 2.800 und 3.400 Metern. Die Bevölkerung lebt fast ausschließlich von der Landwirtschaft.

Peru Pango
Der Schotterweg nach Pango auf einer Höhe zwischen 3000 und 4000 Meter

Pango liegt in in der Provinz Otuzco, Departement La Libertad. Pango Centro liegt in einer Höhe von 2.620 m über NN auf 7°51’8“ südlicher Breite und 78°33’22“ östlicher Länge und umfasst insgesamt 10 Ortschaften mit geschätzten 4.300 Einwohnern in 2004. Pango ist 20 km von der Stadt Otuzco entfernt, aber nur durch eine sehr schlecht befahrbare Schotterstraße erreichbar (1 Stunde Fahrzeit zzgl. 2-4 Stunden Fußweg).

Sozioökonomische Lage

Die Mehrheit der Bevölkerung (80%) von Otuzco, zu der die Gemeinde Pango gehört, lebt im ländlichen Bereich (Bevölkerungsdichte: 54 Einwohner/km²). Die Bauern kultivieren Kartoffeln, Getreide, Obst und Gemüse. Der Umfang der Ernten ist abhängig vom Regenfall und dementsprechend unsicher. Die Bevölkerung leidet unter extremer Armut. Die Mehrheit der Familien (70%) lebt zusammen mit Haustieren auf wenigen Quadratmetern und verfügt weder über Strom, noch fließendes Wasser oder Kanalisation.

Peru Pango
Straße nach Pango

Die Analphabenrate ist groß (21%), bei Frauen (32%) höher als bei Männern (11%). Zwar existieren in Pango Centro Kindergärten und Grundschulen. Doch die schwierigen ökonomischen Verhältnisse zwingen Kinder oft dazu, die Familien arbeitsmäßig zu unterstützen und dann nicht mehr oder nur zeitweise in die Schule zu gehen.

Gesundheitsversorgung

Das nächste Krankenhaus liegt in Otuzco. In Pango wird eine „Gesundheitsstation“ unter einfachsten und räumlich beengten Bedingungen in einem provisorischen Gemeindehaus betrieben, das nicht dem Gesundheitsministerium gehört. Dort arbeiten eine Krankenschwester und ein „Medizintechniker“ (mit einem MTA vergleichbar). Ein Arzt besucht die Station 2-mal wöchentlich für jeweils 5 Stunden. Die Station verfügt nicht über sanitäre Anlagen und befindet sich in einem derart desolaten Zustand, dass sie nur noch aufgelöst werden kann. Es ist also notwendig, eine neue Basisgesundheitsstation in Pango zu bauen.
Die Bevölkerung leidet hauptsächlich an Infektionskrankheiten und Mangelernährung. Besonders häufig werden Erkrankungen der Atemwege und des Verdauungsapparates diagnostiziert, vor allem bei Kindern unter 6 Jahren. Gründe sind Verabreichung von Ersatznahrung statt Muttermilch und Pseudokrupp in Folge fehlender Belüftung der heimischen Kochstellen (und dadurch permanente Reizung der Atemwege). Mangelernährung betrifft 12% der Bevölkerung der Stadt Otuzco, jedoch ist der Anteil in den Vorstadtgebieten sehr viel höher. Zudem leiden viele Kinder unter Mangel an Vitamin A und Eisen.

Peru Pango
Bewohnerin von Pango

Die häufigen Magen-Darm-Infektionen und parasitäre Erkrankungen werden durch mangelnde Hygiene, schlechte Trinkwasserversorgung und unzureichende Abwasserentsorgung verursacht.
Das peruanische Gesundheitsministerium verwaltet Gebiete, die nicht den politischen Gliederungen entsprechen müssen. Pango liegt für die Gesundheitsverwaltung in „Asociación Communidad local de Administration de Salud“ (CLAS) Ramon Castilla.

Abschlussbericht

Das Projekt wurde im wesentlichen wie geplant durchgeführt, die Projektziele wurden erreicht. Auf Grund der extrem beschwerlichen Wege im Projektgebiet und aufwändiger Motivationsarbeit schritten die Arbeiten etwas langsamer voran als geplant. Das Projekt wurde nach Eingang der Bewilligung vom 15.05.07 am 01.06.07 begonnen und am 31.12.08 beendet.

Die Gesundheitsstation

Im Zentrum der Gemeinde von Pango, Provinz Otuzco, ist wie geplant zwischen Juni 2007 und Dezember desselben Jahres eine neue Gesundheitsstation (GS) gebaut worden. Die GS wurde am 6.12.2007 offiziell eröffnet und seitdem arbeitet in diesem modernen Gebäude das vom Staat bezahlte Personal. Die Infrastruktur entspricht den Baunormen des Gesundheitsministeriums. Sie verbessert die Qualität der medizinischen Betreuung. Gleichzeitig mit den verschiedenen Gesundheitsprogrammen des Ministeriums wird somit der Gesundheitszustand der Bevölkerung verbessert.

Die GS wurde in der geplanten Größe und gemäß der geplanten Aufteilung gebaut. Die Gesamtkosten betrugen 31.954,11 €. Nicht eingeschlossen sind dabei die Eigenleistungen in Form von unentgeltlichen Arbeitseinsätzen. Für den Bau wurde ein Bauingenieur engagiert.
Die Ausstattung der Station erfolgte nach den Richtlinien des peruanischen Gesundheitsministeriums und entspricht dessen Mindestanforderungen für GS.

Gemüsegärten und Schulungen

Die Erfahrung mit den Biogärten hat uns gezeigt, dass diese nicht nur einen Bildungs-, Ernährungs- und Gesundheitszweck erfüllen, sondern auch der Erhaltung des Bodens (Ökologie) dienen und gleichzeitig die Wertschätzung der Gemeinschaftsarbeit fördern.
Das ganze Jahr über gab es Erträge aus den Biogärten. Sowohl die Personen, die die Gärten eingerichtet haben, als auch ihre Gemeinden konnten von den Erträgen profitieren. Sie bauten verschiedene Gemüsearten an, z.B. Kopfsalat, Radieschen, rote Beete, Karotten, Kohl, Broccoli, Rosenkohl, u.s.w.
Für die Gemeinden ist die produktive Arbeit sehr wichtig, nicht nur wegen der Erträge an sich, sondern auch wegen des Lerneffekts, der in diesem Prozess erzielt wird. Aus diesen Erfahrungen lernen die Menschen, die Landwirtschaft zu optimieren. Sie lernen die Produktion von Humus und Dünger, was die Qualität des Bodens verbessert. Sie können sich selber ebenfalls insofern helfen, als die Produktionskosten sinken und die Umwelt geschützt wird.
In Schulungen lernten die Dorfbewohner, das Wissen aus eigener Erfahrung mit der neuen und aktuellen Agrartechnik zu verbinden.

Kleintierzucht

Das Ziel dieser Maßnahme war, die Ernährung der Familien zu verbessern sowie eine zusätzliche Einnahmequelle für die Familien zu erzielen, die ihren unternehmerischen Geist fördert.
Insgesamt wurden 44 Module (ein Modul sind 10 Meerschweinchen) in 10 verschiedenen Gemeinden installiert. Dort erhielten ausschließlich Familien Meerschweinchen-Module, die an Schulungen zur Tierhaltung und Aufzucht teilgenommen hatten.

Kochherde

Die Zahl der angestrebten neuen Küchenherde ist weit übertroffen worden. Geplant waren 280, gebaut wurden wegen der großen Nachfrage wesentlich mehr, nämlich 347 Herde. Das zeigt das große Interesse gerade an dieser Verbesserung der Lebenssituation. Die Menschen erkannten sehr schnell, dass die neuen Kochherde Atemwegserkrankungen verhindern, das Problem der Verbrennungen bei Kindern, das vorher oft vorkam, verringert, Energie einspart und außerdem die Küche sauber halten lässt.

(Die Auflistung zeigt die Anzahl der Kochherde pro Gemeinde:
Tarnihual 13,Mariscal Castilla 46,Pango 77,Bolognesi 17
Nuevo Amanecer 33, Tupac Amaru 43, La Blanca 15, La Libertad 32, Tambillo 33, Surupampa 38,
Gesamt : 347)

 

Latrinen

Das Ziel, 252 Latrinen zu bauen, wurde erreicht und noch übertroffen. Wie bei den Kochherden, war auch hier das Interesse so groß, dass am Ende 364 gebaut werden konnten. Nichtsdestotrotz gab es einige Familien, die kein Interesse hatten, so dass 20 Latrinenbauvorhaben für Dörfer vergeben wurden, die am Anfang noch nicht in der Planung gewesen waren (Cushcanday und Lláugueda).

Peru Pango
Vor einer neu errichteten Latrine in Pango

(Gemeinden und ihre Latrinenanzahl:
Tarnihual 17, Mariscal Castilla 26, Pango 71 , Bolognesi 13, Nuevo Amanecer 35, Tupac Amaru 43, La Blanca 14, La libertad 31, Tambillo 67, Surupampa 27, Cushcanday 18, Lláugueda 2
Gesamt: 364)

Schulungen

Geschult wurden Freiwillige, die als wichtige Vervielfältiger medizinischen Basiswissens fungierten und ihr Wissen an die Dorfbewohner weitergaben. Auch wurden Lehrer fortgebildet, die ihr Wissen in der Schule anwenden und Schüler in Gesundheitsfragen unterrichten können.
Den Gesundheitshelfern wurden nach den Schulungen Arbeitsmittel und Arbeitskleidung zur Verfügung gestellt, damit sie ihre Arbeit besser durchführen können. Insgesamt haben 28 Teilnehmer ihre Schulungen erfolgreich abgeschlossen.
17 dieser Teilnehmer haben außerdem eine Tasche mit Erstehilfemitteln (Verbandmaterial, Desinfektionsmittel, Thermometer, Handschuhe, Seife, u.s.w.) bekommen. Auch sind andere Materialien (Waage, Utensilien, Kannen, Decken, Schalen) an die offiziellen Vertreter der 8 Gemeinden als Geschenke für die Gemeinden überreicht worden. Bei anderen 11 Gesundheitshelfern konnte leider kein Einsatz und Interesse belohnt werden, da diese wegen Arbeitssuche wegziehen müssten.

Medizinische Kampagnen

Grundsätzlich hat jeder Mensch das Recht auf medizinische Behandlung, soziale Entwicklung und auf die Befriedigung der lebensnotwendigen Bedürfnisse.
Aber es zeigt sich, dass die große Nachfrage nach medizinischer Behandlung nicht gewährleistet werden kann. Auch wenn die Gesundheitsstationen hundertprozentig ausgelastet sind, können diese immer noch nicht den Bedarf aus der Bevölkerung decken. Ein weiteres Problem sind die weiten Wege aus den Randgebieten des Projektgebietes zur zentralen Gesundheitsstation.
So sind Gesundheitskampagnen in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium eine Notwendigkeit, um Laienhelfer auszubilden, die ihr Wissen in ihre Dörfer tragen und dort, vor Ort, die medizinische Versorgung ein kleines Stück verbessern helfen.

Fortbildung der Mitarbeiter

Die sogenannte „institutionelle Fortbildung“ ist für die Mitarbeiter/-innen der Partnerorganisation konzipiert. Hier lernen sie in Vorträgen, Seminaren und Schulungen für die tägliche Arbeit wichtige Grundlagen, z.B. Umgang mit Computern und Software, Motivation, Mitarbeiterführung, Prinzipien der Entwicklungshilfe.
Die Schulungen werden teilweise durch eigene Kräfte durchgeführt, meistens jedoch extern gebucht, manchmal auch in Lima.
Information: Im Projektverlauf wurden Radiosendungen ausgestrahlt und (wegen der hohen Analphabetenquote) reich bebilderte Broschüren zur gesundheitlichen Aufklärung gedruckt und verteilt.

Unsere Projektbetreuungsreise

Im Sommer 2008 flogen drei Mitglieder von Neue Horizonte nach Peru, um sich vor Ort von der Nachhaltigkeit und den Fortschritten des Projekts zu überzeugen. Die Reise erwies sich als sehr wichtig für die Zusammenarbeit mit unserem Partnerverein, da sehr viele organisatorische Details vor Ort besprochen werden konnten und die regionalen Gegebenheiten für die Mitglieder von Neue Horizonte konkret fassbar wurden. Die Begegnung mit den Bewohnern von Pango war sehr beeindruckend und von viel Freundlichkeit geprägt. Es war v.a. erfahrbar, wie für uns eher einfache Veränderungen wie der Bau eines neuen Kochherdes die Lebenssituation einer Familie grundlegend ändern können.

Peru Pango
Kochherd mit Rauchabzug in Pango

Erreichen der angestrebten Projektziele und Schwierigkeiten

Zielsetzung des Projekts war die Verbesserung der Basisgesundheitsversorgung in Pango und den angeschlossenen Gemeinden. Die zu diesem Zweck gebaute Gesundheitsstation wurde innerhalb des Projektzeitraums gebaut und eingerichtet.
Das Ziel einer grundlegenden Verbesserung der Lebens- und Gesundheitssituation wurde auch in Bezug auf die Kochherde und Latrinen erreicht. Hier zeigte sich aber durchaus, dass die Veränderung der Lebensgewohnheiten der Menschen nur in einem langwierigen Prozess zu ändern ist. Das Verhalten in Bezug auf Hygiene z.B. oder die Trennung von Mensch und Tier in der Meerschweinchenzucht, war z.T. nur mühsam zu ändern. Die Bereitschaft der Gemeinden war dabei je nach Dorf sehr unterschiedlich. Tupac Amaru z.B. ist eine Gemeinde, die von Anfang an mit Eifer dabei war und in der positiv vorwärts denkende Menschen das Klima bestimmen. Das ist nicht überall so gewesen. Es gab z.B. auch Schwierigkeiten in der Weise, dass Leute aus der Gemeinde Stimmung gegen die Arbeit von CODE machten, weil sie entweder Angst hatten, dass ihre eigene Autorität geschwächt würde oder weil sie einfach am Alten festhalten wollten. Bei der Projektreise haben Mitglieder von Neue Horizonte den Unterschied gesehen. Es wurde dabei aber auch deutlich, dass die meisten Gemeindemitglieder die Veränderungen in ihrem Leben, sei es durch neue Herde oder/und Latrinen, die Möglichkeit zum Gemüseanbau oder Meerschweinchenzucht voller Stolz präsentierten.
Das Ziel, dass die Menschen als Multiplikatoren für andere Dörfer fungieren, ist voll erreicht worden. Das zeigt sich auch daran, dass gerade gegen Ende des Projekts immer neue Anträge in Bezug auf Latrinen und Kochherde kamen.

Peru Pango
Pango

Uns ist als Projektträger deutlich geworden, dass die Arbeit personalintensiver ist, als wir vorher gedacht hatten. Die Gespräche mit den Menschen vor Ort nehmen am meisten Raum und Zeit ein. Deshalb hatten wir den Antrag auf Projektverlängerung gestellt, der auch sehr sinnvoll war. Die zeitliche Entzerrung hat auf jeden Fall zu Erreichung der Projektziele beigetragen.
Grundsätzlich denken wir, dass die beschriebenen Maßnahmen eine Basisgrundlage für die Verbesserung der Gesundheitsversorgung der Menschen in Pango und Umgebung gelegt haben.
Eine Schwierigkeit, die sich für uns als Verein in Deutschland immer wieder zeigt, ist die fehlende Professionalität in Bezug auf Buchhaltung, die dem Verein hier viele unnötige Stunden Arbeit zusätzlich eingehandelt hat. Unser Fazit daraus ist, in Zukunft eher mehr Geld für einen Fachmann/eine Fachfrau in Peru ausgeben zu wollen. Das hat freilich der inhaltlichen Arbeit in Bezug auf Gesundheitsversorgung keinen Abbruch getan.

Bewertung der Lebensfähigkeit des Projektes und Ausblick

Da die Gesundheitsstation gemäß den Richtlinien des peruanischen Gesundheitsministeriums gebaut worden ist, werden die Personalkosten für zwei Krankenschwestern, zwei technische Assistenten und den regelmäßigen Besuch eines Arztes vom peruanischen Staat übernommen.
Die Ausbildung von Promotoren hat die Grundlage geschaffen, weiterhin selber Basisversorgung leisten zu können.
Die Aufrechterhaltung der Meerschweinchenzucht wird in Zukunft sicher davon abhängen, ob die Gemeinden auch finanziell davon profitieren können. In dem Zusammenhang wäre eine neue Überlegung für unseren Verein, ob wir für die Gemeinden Partner finden könnten, die helfen, landwirtschaftliche Kooperativen aufzubauen.
Unangekündigte Besuche von CODE haben immer wieder gezeigt, dass fast alle Bewohner auch „unbeobachtet“ die gelernten Regeln z.B. in Bezug auf Hygiene beachten. Das legt die starke Vermutung nahe, dass das Projekt nachhaltig gewirkt hat.

Michaela Salewsky-Heidel

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